Die Steiermark übernimmt den Vorsitz der Alpen-Adria-Allianz

Die Steiermark hat heute bei einer Versammlung im nordkroatischen Varaždin offiziell den Vorsitz in der Alpen-Adria-Allianz übernommen.

Der Präfekt der rund 175.000 Einwohner zählenden Gespanschaft, Anđelko Stričak, hat diese Funktion an Europalandesrat Christopher Drexler übergeben.

Landesrat Drexler steht der Partnerschaftsorganisation, der nunmehr zwölf Regionen aus Österreich (neben der Steiermark noch Kärnten und Burgenland), Kroatien, Slowenien und Ungarn angehören, für zumindest zwei Jahre vor. 1978 als Arge-Alpen-Adria auf Initiative der Steiermark gegründet, hat die interregionale Gemeinschaft wesentlich zur europäischen Integration ihrer Mitglieder beigetragen. Insbesondere die Zusammenarbeit über den damaligen „Eisernen Vorhang“ hinweg stellte einen absoluten Meilenstein dar.

Unter der Vorsitzführung der Steiermark soll dieser historische Ursprungsgedanke wieder stärker mit Leben erfüllt werden. Europalandesrat Christopher Drexler strebt daher intensive Kooperationen der Alpen-Adria-Allianz über die Grenzen der Europäischen Union hinaus, insbesondere mit Regionen am Westbalkan, an.

271 gemeinsame Projekte über Grenzen hinweg

Nachdem seit 2013 alle ihre Mitglieder der EU angehören, wurde die frühere Arge-Alpen-Adria als Alpen-Adria-Allianz neu gegründet. Seither wurden 271 grenzüberschreitende, gemeinschaftliche Projekte verwirklicht. Die Mitgliedsregionen haben neben dem stets aktuellen Einigungsgedanken das Ziel, durch ihre Zusammenarbeit nicht nur vom Erfahrungsaustausch zu profitieren, sondern auch zusätzliche EU-Fördermittel ansprechen zu können.

Die Ziele des steirischen Vorsitzes: Ein neues Kapitel interregionaler Zusammenarbeit

Entlang der im Jahr 2021 von Steiermärkischer Landesregierung und Landtag Steiermark beschlossenen Europa- und Westbalkanstrategie will Europalandesrat Christopher Drexler die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre weiterführen und ein neues Kapitel interregionaler Zusammenarbeit über die Grenzen der Europäischen Union hinaus aufschlagen: „Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren unter steirischer Vorsitzführung wieder stärker die historische Bedeutung und die ursprüngliche Idee der Alpen-Adria-Allianz wiederzubeleben. Das bedeutet einerseits das weitere Zusammenführen der Menschen in den zwölf Mitgliedsregionen, aber vor allem das Heranführen potentieller Partnerregionen aus dem Westbalkanraum und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner an die Allianz und an Europa insgesamt. Wir wollen damit auf regionaler Ebene einen Beitrag zur Stabilität und zur Europäischen Perspektive der Westbalkanstaaten leisten.“

Neben der Ausweitung der Zusammenarbeit auf den Westbalkanraum – also die sechs Staaten Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Kosovo, Nordmazedonien und Albanien – stehen für Landesrat Drexler das „gemeinsame effizientere Ansprechen von EU-Fördermitteln, die noch engere Zusammenarbeit unter den Allianz-Mitgliedern sowie die stärkere Sichtbarmachung ihrer Arbeit und der Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger im Alpen-Adria-Raum“ auf der Agenda. Und nicht zuletzt wird unter steirischem Vorsitz angestrebt, die italienischen Regionen Friaul-Julisch-Venetien und Venetien wieder in die Allianz aufzunehmen, die Gründungsmitglieder dieses Gremiums waren.

Der Präfekt der Gespanschaft Varaždin, Anđelko Stričak, betonte bei der Übergabe des Vorsitzes an Landesrat Drexler insbesondere die Strategie für die Ausrichtung der Alpen-Adria-Allianz bis 2027, die unter seiner Vorsitzführung erarbeitet wurde: „Mit der von allen Mitgliedern getragenen Strategie konnte sich die Allianz eine Orientierung für ihre Entwicklung in den nächsten Jahren geben, die unter dem Vorsitz der Steiermark weiterhin erfolgreich vorangetrieben werden wird.“

Krieg in der Ukraine: Internationale Partnerschaften als erbauliches Zeichen der Völkerverständigung

Beim Treffen politischer Vertreter einer Organisation, in deren DNA das Engagement für Frieden tief eingeschrieben ist, war auch der Krieg in der Ukraine Thema: „Die schrecklichen Ereignisse durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sind für uns auch Anlass, unsere internationalen Kooperationen zu vertiefen. Die Stärkung der Europäischen Einigung ist jetzt so wichtig wie schon lange nicht. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in der Alpen-Adria-Allianz eng mit Ländern und Regionen des früheren Jugoslawiens zusammenarbeiten, in denen erst vor wenigen Jahren ein blutiger Krieg geherrscht hat. Die Versammlung einer Organisation, bei der der Geist freundschaftlicher Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg so stark zu spüren ist, ist für mich ein erbauliches Zeichen der Völkerverständigung in Zeiten, in denen der Frieden in Europa in unvorstellbarer Weise durchbrochen wurde“, erklärt Europalandesrat Christopher Drexler.

Die Alpen-Adria-Allianz: Gespanschaft Zagreb als zwölftes Mitglied aufgenommen

Der Alpen-Adria-Allianz gehörten zuletzt elf Regionen aus Kroatien (Varaždin, Medimurje, Koprivnica- Križevci, Krapina-Zagorje, Primorje-Gorski Kotar, Istra), Österreich (Burgenland, Kärnten, Steiermark), Slowenien (zur Gänze Teil der Allianz) und Ungarn (Vas) an. In der heutigen Sitzung des Alpen-Adria-Rates wurde die Gespanschaft Zagreb, die mehr als 300.000 Einwohner aus dem Umland der kroatischen Hauptstadt umfasst, als zwölftes Mitglied in die Alpen-Adria-Allianz aufgenommen. Die politischen Vertreter der Mitgliedsregionen treffen sich mindestens einmal pro Jahr zur Sitzung des Alpen-Adria-Rates. Auf Verwaltungsebene findet ein laufender Austausch statt. Die Periode für die Vorsitzführung hat eine Dauer von zwei Jahren, mit Option auf einmalige Verlängerung. Die kroatische Gespanschaft Varaždin hatte den Vorsitz in den vergangenen vier Jahren inne. Das Generalsekretariat der Alpen-Adria-Allianz befindet sich in Klagenfurt.

Die Steiermark in Europa: In drei Stunden in acht Staaten

Allein die geografische Lage des heutigen Tagungsortes der Alpen-Adria-Allianz unterstreicht die Bedeutung der Zusammenarbeit von Regionen über Staatsgrenzen hinaus. Von Graz aus ähnelt die Fahrzeit in die kroatische 50.000-Einwohner Stadt Varaždin jener nach Schladming. Man passiert dabei allerdings zwei Staatsgrenzen und verlässt den Schengenraum. In drei Stunden Fahrzeit erreicht man von Graz aus übrigens acht verschiedene Staaten, wie das Europareferat des Landes Steiermark nachgerechnet hat. Allein die Anzahl der Grenzen auf sehr engem Raum rund um unser Bundesland ist wesentlicher Beweggrund für das Land Steiermark, sich seit Jahrzehnten für eine aktive regionale Nachbarschaftspolitik und grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu engagieren.


Beitrag veröffentlicht

in

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert